Das Funktionsprinzip der gradienten intermittierenden Kompression zielt nicht nur auf pure Reabsorbtion von Ultrafiltrat in das venöse System ab, sondern leitet bereits resorbierte Proteine weiter und überführt proteinreiche Flüssigkeit in das Lymphsystem. Durch den gradienten Druckaufbau kommt es zur Weiterleitung von distal in proximale Regionen (Anastomosenbildung) wo gesunde Gefäße vorhanden sind. Dadurch optimiert sich die Entstauung durch die Entsorgung stark wasserbindender Proteine. Durch die Anwendung der Therapie kommt es zu einer Verbesserung des venösen und lymphatischen Abflusses. Am Bein wird die Wadenmuskelpumpe passiv simuliert. Die Steigerung der Fließgeschwindigkeit des venösen Blutes wirkt zudem antithrombotisch. Auch eine Erhöhung der fibrinolytischen Aktivität im Blut und in der Venenwand, eine Erniedrigung des Hämatokrits und ein Anstieg des Gerinnungsfaktors VIII sowie des antikoagulatorisch wirksamen Protein C wurde nach Anwendung der apparativen intermittierenden Kompression nachgewiesen. Bei chronischer Veneninsuffizienz kommt es zu einer verbesserten kutanen Mikozirkulation.
Indikationen für die apparative intermittierende Kompression ist die ausgeprägte, chronisch venöse Insuffizienz und das Lymph- bzw. Lipödem. Aber auch die peri- und postoperative Thromboseprophylaxe stellen ein wichtiges Einsatzgebiet dieser Therapieform dar. Auch verschiedene andere Erkrankungen, die mit einer ödematösen Schwellung von Extremitäten einhergehen, können mit der apparativen intermittierenden Kompression behandelt werden (Tab. 1).
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Kontraindikationen bilden akute oberflächliche und tiefe Thrombophlebitiden, entzündliche Hautveränderungen (mit Ausnahme des Ulcus cruris) sowie die dekompensierte Herzinsuffizienz wegen der zusätzlichen Volumenbelastung des Herzens durch die Mobilisierung von Ödemflüssigkeit (Tab. 1).
Die Systeme zur AIK bestehen aus einem Kompressor und den Behandlungsmanschetten. Am Kompressor werden die Therapiedauer, der gewünschte Behandlungsdruck und die Pausenzeit eingegeben. Therapiert wird nach den individuellen Bedürfnissen der Patienten, mehrmals pro Woche. Begonnen wird oft mit einem niedrigen Behandlungsdruck, der langsam, je nach Verträglichkeit gesteigert wird. Eine verordnete Heimtherapie macht den Patienten unabhängig und ermöglicht auch die Therapie am Wochenende, Urlaub etc..
Je nach Krankheitsbild steht entweder das Drei-Kammer-Gradient-System (vasoflow) oder das Zwölf-Kammer-Gradient-System (lympha-mat) zur Verfügung. Mit dem Drei-Kammer-Gradientsystem wird der Druck mehr in die Tiefe geleitet. Es eignet sich somit sehr gut für den Einsatz bei Erkrankungen des Venensystems. Das Zwölf-Kammer-Gradient-System ist für alle Einsatzgebiete der apparativen intermittierenden Kompression geeignet, insbesondere jedoch für die Therapie von lymphlastigen Ödemformen. Erhältlich sind Manschetten für Arm, Bein und Hüfte. Die Geräte sind so konzipiert, dass mit zwei oder sogar drei Behandlungsmanschetten zeitgleich therapiert werden kann. lympha-mat- / vasoflow-Gradient sind anerkannte Hilfsmittel, verschreibungsfähig und in der Praxis nach EBM/GOÄ 526 abrechenbar.
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